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Babyschlaf – Fakten und Tipps für erholsame Nächte

Babys erleben Schlaf anders als wir Erwachsenen. Säuglinge müssen erst lernen, dass es einen Unterschied zwischen Tag und Nacht gibt. Durch liebevolle Zuwendung, Regelmäßigkeit und Rituale können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen.

Schlafphasen: Engelslächeln, Träumen und Wachsein

Anfangs wechseln Babys im Schlaf zwischen den ruhigen Non-REM-Phasen und den aktiven REM-Phasen. REM ist die Abkürzung von: rapid eye movement – das soviel bedeutet wie: schnelle Augenbewegungen. 

REM-Phasen

Die aktiven Schlafphasen sind durch diese schnellen Augenbewegungen, die bei geschlossenen Lidern zu erkennen sind, gekennzeichnet. Hier führt das Baby auch andere Bewegungen durch. Zum Beispiel leichte Mundbewegungen, die den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern – das sogenannte „Engelslächeln“. Auch Weinen, Zucken der Arme und Beine und Schmatzen können Sie in der aktiven Schlafphase bei Ihrem Kind beobachten.

Non-REM-Phasen

Die Phasen des ruhigen Schlafens dienen zum größten Teil der körperlichen Erholung und des emotionalen tiefen Träumens. Im Laufe des ersten Lebensjahres entwickeln sich daraus Leichtschlaf- und Tiefschlafphasen. Damit gleicht sich der Schlaf eines Kleinkindes der von uns Erwachsenen an.

 

Neugeborene beginnen häufig mit einer aktiven Schlafphase, wenn sie am Ende einer Mahlzeit einschlafen. Hier können die Babys leicht im Schlaf gestört werden. Sie merken sehr schnell, ob sie von der Brust oder Flasche weggenommen werden und erwachen leichter.

Schlafen sie hingegen erst nach einer gewissen Zeit des Wachseins ein, beginnt der Schlaf zumeist mit einer ruhigen Phase. Hier lassen sich die Babys selbst durch die lautesten Geräusche nur selten stören. 

Die Schlafphasen wechseln sich bei Neugeborenen in einem Rhythmus von 30 bis 90 Minuten ab. Der oberflächliche unruhige REM-Schlaf macht bei den Säuglingen einen weit größeren Anteil aus als beim älteren Kind und beim Erwachsenen. 

 

Tag- und Nachtschlaf

In den ersten 3 Lebensmonaten vollbringt Ihr Kind eine riesige Leistung: es muss sich an den Tag-Nacht-Wechsel anpassen. 

Anfangs sind die Schlafperioden von 2 bis 4 Stunden und die kurzen Wachperioden gleichmäßig über den Tag und die Nacht verteilt. Nach einigen Wochen beginnt das Baby sich langsam auf den Tag-Nacht-Wechsel einzustellen. Das Schlafverhalten entwickelt sich jedoch von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Mit etwa 6 Monaten ist die Umverteilung des Schlafes im Wesentlichen abgeschlossen. 
 

Ab wann schläft ein Baby durch?

Neugeborene wachen meist nach Beendigung einer Schlafphase und dem möglichen Wechsel in die nächste auf – häufig nach einer aktiven REM-Phase.
 

Weitere Gründe warum Babys aufwachen:

  • zu warm (Fieber?)
  • zu kalt
  • hungrig
  • ausgeschlafen
  • Blähungen
  • Harn lassen
  • Sicherheitscheck (Mama oder Papa anwesend?)

 

Von Durchschlafen spricht man, wenn das Baby sechs Stunden am Stück schläft. Die allermeisten schaffen dies nicht in den ersten Lebensmonaten. 


Manche Kinder die über Wochen und Monate durchgeschlafen haben, wachen im Alter zwischen 6 bis 12 Monate nachts plötzlich wieder auf. Haben die Eltern etwas falsch gemacht? Nein, natürlich nicht, aber ihr Kind hat sich weiterentwickelt. In dieser Altersperiode ändert sich nicht nur das Schlafverhalten, sondern auch das Bindungsverhalten. Die Trennungsangst und das „Fremdln“ setzt ein und führt oft zur emotionalen Verunsicherung der Babys.
 

Die Schlafdauer – Wie lange sollte ein Baby schlafen?

Der Schlafbedarf ist keine feste Größe. Er verändert sich durch die stetige Entwicklung des Kindes. Da sich jedes Kind unterschiedlich schnell entwickelt, unterschiedlich temperamentvoll ist, verschiedene Fähigkeiten hat, sich anzupassen und sich zu beruhigen, gibt es keine allgemeingültige Formel. Die Schlafphasen machen beim Säugling ca. 14-20 Stunden pro Tag aus. Je älter die Kinder werden, desto weniger Schlaf brauchen sie.  Einjährige schlafen in etwa 12-15 Stunden pro Tag und ab vier Jahren sind es ca. 12 Stunden pro Tag. 

 

Selbstregulation – das Kind lernt sich kennen

In den ersten Monaten lernen Babys einerseits zu schreien und sich wieder zu beruhigen, andererseits zu schlafen oder aufmerksam und wach zu sein.

Es gibt Babys, die …

  • sehr früh durchschlafen.
  • häufig in der Nacht aufwachen.
  • kleine „Frühaufsteher“ sind.
  • „Langschläfer“ sind. 

 

Was ist normal oder nicht normal?

Im ersten Lebensjahr ist häufiges Aufwachen nicht zwingend eine Schlafstörung, sondern eine biologische Notwendigkeit. Oftmals ist unsere Wahrnehmung und Erwartung dazu das Problem.

Von Einschlafstörungen wird in der Theorie gesprochen, wenn ein Kind nur mit intensiven Hilfen der Eltern einschlafen kann und dies länger als 30 Minuten dauert. 

Kinder mit Durchschlafstörungen wachen mehr als dreimal nachts an mindestens vier Nächten der Woche mit Rufen und Weinen auf und sind im Durchschnitt länger als 20 Minuten wach. 

 

 

„Schlafen lernen“ - Was hilft dem Baby?


Hohe Erwartungen einschränken

Zunächst ist es wichtig, realistische Vorstellungen über die Entwicklung des eigenen Kindes zu bekommen. Reduzieren Sie zu hohe Erwartungen. Die meisten Babys schlafen erst mit sechs Monaten sechs bis acht Stunden durch. 

Vertrauen aufbauen

Reagieren Sie von Anfang an auf das Schreien Ihres Babys und trösten Sie es. Es kann in den ersten Monaten nicht verwöhnt werden! Es braucht die Gewissheit, dass Sie als Eltern da sind, ihm helfen, es schützen und die Bedürfnisse befriedigen. Die intensive Nähe in den ersten Monaten ist notwendig, um Vertrauen aufzubauen und den Babys ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln. Erst wenn sich ein Kind sicher fühlt, kann es vermehrt neugierig sein und selbstständig werden. Die Beziehung zum Kind ist ein Prozess des Kennenlernens. Mit der Zeit werden Sie lernen, Signale Ihres Babys richtig zu deuten und entsprechend seinen Bedürfnissen zu handeln. 

Rituale - Tag und Nacht erfahren

Sie können Ihr Baby dabei unterstützen, einen beständigen Schlaf-Wach-Rhythmus zu entwickeln, wenn Sie den Tagesablauf mit Mahlzeiten, Einschlafzeiten und andere Aktivitäten regelmäßig gestalten. Verbringen Sie gemeinsam Zeit im Tageslicht. Das Ritual vor dem Schlafengehen sollte möglichst ruhig und entspannt ausfallen. Beispiele dafür sind: ein Schlaflied singen, Babymassage, ein Buch vorlesen und so weiter. Konstanz und Regelmäßigkeit sind gerade am Anfang bedeutsam, wenn Babys noch keine eigenen Vorstellungen von Zeit haben. 

Lange kurze Nächte - Denken Sie auch an sich!

Hilfe und Unterstützung der Eltern sind vor allem in den ersten Monaten wichtig. Zum Beispiel können Sie entlastet werden, wenn Verwandte oder Freunde tagsüber eine Ausfahrt mit dem Kinderwagen machen oder den Haushalt übernehmen. Auch die Hilfe des Partners ist untertags und in den Nächten unverzichtbar. Spaziergänge mit dem Baby, Wickeln, Fläschchen zubereiten und füttern können eine große Entlastung sein.

Stillen im Bett

Für die Mutter hat das Stillen besonders nachts Vorteile. Da kein Fläschchen zubereitet werden muss, können Sie Ihr Kind sofort füttern, wenn es sich meldet und hungrig ist. Viele Mütter finden es bequem im Liegen zu Stillen.  Eben weil es so bequem ist, kommt es vor, dass Mutter und Baby dabei einschlafen. Lassen Sie sich das Stillen in der Seitenlage von Ihrer Hebamme oder bereits im Krankenhaus zeigen.

Wickeln

Es ist sinnvoll das Baby nachts nur nach Bedarf zu wickeln – am besten ruhig und still in einem abgedunkelten Raum.

Craniosacrale Therapie

Craniosacrale Therapien wirken bei Babys und auch bei Eltern ausgleichend und beruhigend auf das vegetative Nervensystem. Sie tragen zu einem besseren Schlafverhalten bei. Wenn gespeicherte Traumata von der Schwangerschaft oder Geburt vorhanden sind, können diese durch die Craniosacrale Therapie gelindert bzw. gelöst werden.

Entspannungsbad

Ein abendliches Bad mit 1-2 Tropfen ätherischem Lavendelöl können auf das Baby beruhigend wirken.

 

 

Plötzlicher Kindstod - Gefahr erkannt… 

Der plötzliche Kindstod ist seltener geworden, aber immer noch die häufigste Todesursache im 1. Lebensjahr. Die bekannten Risiken können Sie leicht vermeiden.

 

Checkliste für einen sicheren Schlaf:

  • Legen Sie Ihr Baby zum Schlafen auf den Rücken.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihrem Kind nachts nicht zu warm wird. Die Raumtemperatur sollte zwischen 16-18° C betragen. Im Zweifelsfall fühlen Sie zwischen den Schulterblättern, ob sich die Haut warm, aber nicht verschwitzt anfühlt – dann ist es Ihrem Kind weder zu warm noch zu kalt.
  • Legen Sie Ihr Kind in einem Schlafsack zu Bett, der ihm gut passt.
  • Vermeiden Sie Decken, Bänder, Himmel und Ähnliches im Kinderbett, was das Baby überdecken kann und es die ausgeatmete Luft wieder einatmen lässt.
  • Die Matratze sollte nicht zu weich sein.
  • Sorgen Sie für eine rauchfreie Umgebung.
  • Verzichten Sie auf Alkohol und Drogen, wenn Sie mit Ihrem Kind im selben Bett schlafen.
  • Wenn das Kind im Elternbett schläft, braucht es dort seinen eigenen Bereich, wo es nicht überdeckt werden oder in eine Ritze rutschen kann.
  • Ein Gitterbett, das auf einer Seite offen ist und direkt am Elternbett steht oder eingehakt wird, kann ein guter Kinderschlafplatz sein, wenn keine Lücke zwischen den Betten entsteht, in die das Kind rutschen könnte. 
  • Stillen Sie Ihr Kind möglichst lange, denn das senkt das Risiko für einen Plötzlichen Kindstod

 

 

Quellen:

Dr. Brüssau, J. (2018) Kinder schlafen anders. Elterninfo. DHZ. 18.

AWMF Leitlinie (2017) Prävention des Plötzlichen Säuglingstods. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.

Largo, R. (2019) Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren. PIPER Verlag.