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Schreibaby - Was tun?

Das exzessive Schreien ist eine der größten Herausforderungen für viele Eltern. In Industrieländern sind 15-25% aller gesunden Neugeborenen betroffen.

Definition

Als Schreikind wird ein Säugling bezeichnet, der mindestens drei Stunden pro Tag, an mindestens drei Tagen pro Woche, mehr als drei Wochen lang – anhaltend und ausdauernd quengelt oder schreit.

Wenn ein Baby schreit, möchte es etwas mitteilen:

  • „ich habe Hunger“,
  • „ich habe Schmerzen“,
  • „ich fühle mich allein“ oder
  • „irgendetwas plagt mich“.

Manche Säuglinge jedoch schreien sehr häufig und ohne ersichtlichen Grund. In diesem Fall sollte das Kind zunächst ärztlich untersucht werden.

Es können die unterschiedlichsten Ursachen für exzessives Schreien bestehen:

  • Geburtstraumata
  • KISS-Syndrom (Schiefhals oder Überstreckungsneigung der Halswirbelsäule)
  • Koliken und Verdauungsprobleme
  • Nahrungsmittelallergie
  • Gastroösophagealer Reflux (Aufstoßen und Sodbrennen)
  • Frühgeborene Babys
  • Temperament des Kindes
  • Psychosoziale und psychosomatische Belastungen der Eltern

Die Problematik hinter dem exzessiven Schreien des Babys

Eltern empfinden Chaos, Erschöpfung und soziale Isolation. Zusätzlich fehlt es ihnen an Unterstützung. Es kommt zum Schlafdefizit und in Folge verschlechtert sich oftmals die Paarbeziehung. Eltern haben die Sorge, die Kontrolle über ihre verzweifelten Gefühle zu verlieren und dem Baby etwas anzutun. Das Risiko für Kindesmisshandlungen (vor allem dem Schütteltrauma) ist bei einem Schreibaby erhöht.

Hilfreiche Möglichkeiten die den Eltern eines Schreibabys zur Verfügung stehen

  • Regelmäßiger Tagesablauf
  • Tagesschläfchen einplanen
  • Einschlafrituale (Spieluhr, Lied,..)
  • Rooming-in (Beistellbett, Kinderbettchen im Schlafzimmer)
  • Prompt auf Weinen des Babys reagieren
  • Hektik vermeiden und sanft Vorgehen
  • Überstimmulation vermeiden
  • Geborgenheit vermitteln, durch Tragen in Tragetüchern und Pucken
  • Trostsaugen an Brust oder Schnuller
  • Umgebungswechsel (z.B. Spaziergang)
  • Manual-therapeutische Heilverfahren
  • Craniosacrale Therapie
  • Osteopathie
  • Babymassage
  • Warme Bäder (ggf. mit wenig Lavendelölzusatz)
  • Nach Bedarf stillen/füttern
  • Nahrungsunverträglichkeit abklären lassen
  • Entlastung der Eltern organisieren (Haushalt, Kochen, Betreuung der Geschwisterkinder,..)
  • professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
  • Beratungen durch eine Hebamme
  • Termin in einer Schreiambulanz
  • emotionelle erste Hilfe
  • Bindungstherapie
  • Psychotherapie der betroffenen Eltern

Der entscheidende Wirkfaktor beim Beruhigen des Babys scheint zu sein, in naher Begleitung des Kindes das Schreien auszuhalten und Sicherheit zu geben.

Quelle:

  • Arnold, U., Heldstab-Indermaur, A., Kommaier, E., Winter, H., Eichmann, S., Egli, S. (2006). Beratung von Eltern mit >>Schreikindern<< - neun wichtige Schritte zum Erfolg. Die Hebamme. 19. 20-24.
  • Bensel, J. (2010). Exzessives Schreien beim Säugling. Die Hebamme. 80-85.
  • Wehrstedt, Ch. (2011). Kann exzessives Schreien durch Tragen beeinflusst werden? Die Hebamme. 252-258.